Challenge über Challenge… Die schönsten Siege sind diejenigen, die man am wenigsten erwartet! Wettkampfbericht aus Lissabon

Die letzten zwei Wochen vor dem Race liefen drunter und drüber! Neben den Hüftproblemen lag ich auch noch krankheitshalber mehrere Tage im Bett und brachte anschliessend leim Training nicht mehr viel zu Stande. Im Sport kann sich das Blatt jedoch schnell wieder wenden, sowohl in die eine als auch andere Richtung…

Für einmal ging ich ohne konkrete Erwartungen an den Start. Nachdem ich in den Trainings dank intensiver Betreuung meines hervorragenden Umfeldes meine Hüfte letztlich nicht mehr gespürt hatte, hoffte ich, dass dies auch unter Wettkampfbelastung so bleiben würde. Mit einer passiven Renntaktik wollte ich sicherstellen, dass ich substanzmässig zum Ende der Halbdistanz über 1.9km Swim, 90km Bike und 21km Laufen gut durchhalten würde.
Nach einem durchzogenen Schwimmen im eindrücklichen Areal des ehemaligen Expogeländes fand ich mich auf der Verfolgung der beiden Spitzenreiter, darunter auch der letztjährige Langdistanz Weltmeister aus Spanien, der vor zwei Wochen in Pontevedra an der WM hinter Gomez wiederum den zweiten Rang erzielte. Obwohl ich mich überraschend gut fühlte und gute Wattzahlen drücken konnte, wuchs der Rückstand auf knapp zwei Minuten an, als ich den Halbmarathon in Angriff nahm. Als die ersten Kilometer gut und problemlos liefen, fasste ich weiteres Vertrauen. Die beiden Führenden kamen immer näher, während ich gleichzeitig mein Tempo weiter steigern konnte. Zwar wollte ich mich bewusst nicht zu früh mit Klassierungen etc. auseinandersetzen, sondern mich ganz auf mich und das hier und jetzt konzentrieren. Aber mit zunehmender Erfahrung merkt man natürlich, wenn etwas in der Luft liegt und entsprechendes Handeln angesagt ist.
Letztlich möchte man möglichst als erster über die Ziellinie kommen. Das eigene Agieren ist also immer in Relation zu den härtesten Konkurrenten zu sehen und nicht in absoluter Form, bspw. im Zusammenhang mit einer Zeit oder gewissen Leistung. Genau darum gewinnt auch nicht immer der körperlich „fitteste“ Athlet.

Siege sind immer am schönsten, wenn man nicht unbedingt damit rechnet… Und damit schätzt man die Erfolge auch wieder doppelt! Umso schöner, wenn diese in Begleitung meiner Familie gelingen, welche vor allem auch in den schwierigen Situationen und herausfordernden Zeiten die wichtigste Stütze ist und zusätzlich gefordert wird.

Als WM Revanche würde ich das Rennen nicht bezeichnen, denn diese Chance ist für dieses Jahr vergeben, aber eine gewisse Genugtuung kann ich nicht abstreiten. Und wieder einmal zeigt sich, wie wichtig die mentale Komponente ist und dass man auch in schwierigen Situationen positiv bleibt. In dieser Form gibt es wohl nach wie vor keine bessere Lebensschule als der Sport.

Bis bald, euer Ruedi