Into an athletes mind… Race summary Ironman Cozumel
Zum Abschluss meiner sportlichen Laufbahn durfte ich nochmals ein kleines Feuerwerk zünden. Abschied nach dem besten Rennen ist wohl Wunsch von allen Athleten und so wollte ich meinen gefassten Plan den auch in Realität umsetzten. Keine zweite Chance, kein Plan B, sondern einfach alles geben oder das Verpasste auf immer und ewig bereuen…
Aber nicht immer ist alles so selbstverständlich, wie es nach aussen vielleicht aussehen mag. Im Vorfeld hatte ich grosse Bedenken und zweifelte einige Male, ob ich überhaupt nach Mexiko anreisen sollte. Die Motivation war zwar top, aber die Alltags Umstände waren (wie fast immer die letzten zwei Jahre) herausfordernd, von genügend Schlaf und Erholung kaum zu sprechen. Ich fühlte mich häufig eher wie ein Hobby Athlet, mit dem Training als meine Erholungstherapie von meiner Tätigkeit bei Sponser und Kindererziehung . Ohne meine Frau wäre dies schon lange nicht mehr möglich, alles miteinander kombinieren zu wollen.
Letztlich vor wenigen Wochen machten wir einen Deal: Ich sollte mich nicht mehr unnötig stressen und die letztmalige Vorbereitung inkl. Wettkampf geniessen, egal was dies als Konsequenz für die optimale Vorbereitung bedeutet. Mein Mindset vor dem Wettkampf war also grundlegend anders als gewohnt…
Nach knapp einer Woche Vorbereitungszeit vor Ort in MEX gings endlich los, mit idealen äusseren Bedingungen für ein schnelles Rennen: Wolken, Regen, kaum Wind und Sonne. Cozumel gehört normalerweise nicht zu den speziell schnellen Langdistanzen, auch wenn das Schwimmen wegen der Meeresströmung gewöhnlich einige Minuten schneller ist. Dafür ist es schlicht zu warm, feucht und windig. Auch heuer fanden wir uns bei Temperaturen nahe von 30 Grad und 99% Luftfeuchtigkeit wieder – einem typischen Hitzerennen mit ähnlichen Bedingungen wie etwa dem Ironman Hawaii, wo ich bisher mit meinen physiologischen Voraussetzungen (hohe Schweissrate/Flüssigkeitsverlust) früh an Grenzen stiess. Auch dieses Jahr forderte der Wettkampf seinen Tribut und viele meiner Hauptkonkurrenten mussten so das Rennen frühzeitig aufgeben…
Das Schwimmen war eindrücklich, vergleichbar mit einem Aquarium. Ich weiss jedoch nicht mit Bestimmtheit, ob die Farben auch deshalb so grell waren, weil ich schon etwas blau aus dem Wasser kam Aber den Kontakt mit der Spitze konnte ich dafür bis zum Schluss halten.
Auch auf dem Rad ging es aggressiv los, bis sich 2 Konkurrenten absetzten konnten und etwas mehr Ruhe und Regelmässigkeit einkehrten. So konnte ich auch all den entscheidenden Details wieder mehr Beachtung schenken, die ich in den letzten Wochen während vielen Stunden im Hitze-Keller-Training bis ins kleinste Detail austesten konnte. U.a. bewährte Massnahmen, um die Körperkerntemperatur möglichst lange nicht zu stark ansteigen zu lassen, oder aber Verpflegungsprotokolle, die mich maximal mit Energie versorgten und gleichzeitig dem Körper möglichst wenig Wasser entzogen, das ich stattdessen zur Körperkühlung bewahren konnte.
Als dritter ging ich aufs Laufen, gefolgt von gut 10 weiteren Konkurrenten innerhalb einer Minute, Wie immer aber folgt die Stunde(n) der Wahrheit auf dem abschliessenden Marathon.
Hier verliess ich mich ganz auf mein Körpergefühl und schenkte weder den Konkurrenten noch meiner GPS Uhr Beachtung, die übrigens genauso wie das Wattsystem für einmal ihre Funktion aufgegeben hat und damit unbrauchbar war. Ich fühlte mich in einer eigenen Welt und die letzten 20 Jahre als Profi Sportler passierten nochmals Revue. Ja ich muss gestehen, dass mir das vermeintliche Leiden auf der Langdistanz schon fast Spass gemacht hat, bis mich dann die harte Realität die letzten paar Kilometer doch noch schmerzhaft einholte.
Aber das Leiden für die Ewigkeit hat sich gelohnt! Eine solche Langdistanz Leistung habe ich mir lange Zeit erhofft, jetzt ganz zum Schluss wurde sie nach einem optimalen Wettkampf und gut 2.41h Hitze Marathon Wirklichkeit. 7.36.35 ist fortan meine neue PB über die Langdistanz.
Es war immer mein Ziel, gesund und auf dem sportlichen Höhepunkt kürzer treten zu können. Mit 39, als zweifacher Familienvater und Hobby-Profi Athlet habe ich meinen Zenit nun definitiv erreicht. Besser geht’s wohl nicht mehr! Und fast ein Jahr bis zum nächsten Hawaii Showdown möchte ich weder mir noch meiner Familie zumuten. Zeit, sich auf den Lorbeeren auszuruhen.