Nach den ersten Trainingswochen für die kommende Saison wollte ich, wie im Vorjahr, am Ironman 70.3 den ersten wettkampfmässigen Formtest bestreiten. Im Gegensatz zur Sommer Hauptsaison lief dabei die Winter Vorbereitung etwas anders ab als gewohnt – so verbrachte ich etwa seit Trainingsbeginn Anfang Dezember deutlich mehr Stunden auf den Langlaufskiern als auf dem Rad, welche ich auf ein Minimum reduzierte. Über meine Fitness insgesamt war ich mir etwas unsicher, aber zumindest mental war ich guter Dinge und vor allem motiviert, nach vielen Stunden des Schwitzens zu Hause im Keller und bei beschlagenen Scheiben, wieder ins Wettkampfgeschehen eingreifen zu können.
Wie gewohnt wurde drei Wochen vor dem Race die Startliste publiziert. Ob der starken Konkurrenz, u.a. mit dem amtierenden Triathlon Olympiasieger, war ich dann schon etwas erstaunt und beschloss (bzw. fühlte mich genötigt… ), noch die eine oder andere zusätzliche harte Einheit einlegen zu müssen, um bei dieser Konkurrenz bestehen zu können 😉
Der Auftakt beim Schwimmen, vor imposanter Kulisse gleich neben dem legendären Burj al Arab Hotel, hätte nicht viel schlechter ablaufen können für mich. Bei starkem Wellengang und prallem Gegenlicht des Sonnenaufganges verlor ich nicht nur einige Male komplett die Orientierung, sondern auch den Wasserschatten meiner härtesten Konkurrenten. Fast zwei Minuten Rückstand auf eine grosse Führungsgruppe war dann schon etwas zu viel des Guten, zumal ich mich im Schwimmen im Vorfeld eigentlich in guter Form wähnte und eher Zweifel hatte, ob ich auf dem Rad bereits bestehen könnte mit der minimalen Vorbereitung… Glücklicherweise gelingt es mir nach den vielen Jahren im Sport mittlerweile gut, aufkommenden negative Gedanken im Wettkampf zu kontrollieren und auszublenden – sonst nämlich wäre ich spätestens beim Passieren des Hotel zum Frühstücksbuffet eingebogen. Auf dem Rad lief es dann immer besser und ich fand allmählich meinen Rhythmus auf den flachen und schnellen 90km hinaus vom Meer in die Wüste und wieder zurück. Mit einem Stundenmittel von 43.5km/h und knapp drei Minuten Rückstand auf Rang 2-7, an elfter Stelle liegend, bog ich in die zweite Wechselzone ein, während Olympiasieger Alistair Brownlee umringt von Führungsfahrzeugen schon fast uneinholbar vorne lag. Ich wusste, dass nur noch ein sehr schneller Halbmarathon mich in die Nähe des Podestes würde bringen können. Während den ersten zehn Kilometer blieb der Abstand auf die vorderen Ränge aber mehr oder minder konstant, obwohl ich einige Positionen gewinnen konnte. Ich beschloss, alles auf eine Karte zu setzten und das Tempo nochmals weiter zu erhöhen, mit dem Risiko, später einen kompletten Einbruch zu erleiden. Dank des Halbmarathonsplits von 1.10h konnte ich mich so auf den letzten Metern noch auf den guten dritten Rang verbessern, sogar der zweite Platz kam am Ende noch in Reichweite, was ich kaum für möglich gehalten hätte.
Mit meiner Leistung, insbesondere dem Laufen, und dem Einstand in die neue Saison bin ich sehr zufrieden. Obwohl ich noch nicht in Topform bin, gelang es mir, das Optimum meiner momentanen Leistungsfähigkeit abzurufen, auch wenn die Situation im Race nicht immer sehr vielversprechend ausgesehen hat. Wieder einmal wurde mir bewusst, welch wichtige und entscheidende Rolle der Kopf spiel und was alles möglich ist, wenn man an seine Chance glaubt, möge sie im Moment jeweils noch so klein erscheinen.
Eine solche Leistung ist umso schöner zu erleben, wenn man sie teilen kann. Auch meinem Freund Sven Riederer, mit dem ich das Zimmer teilte, gelang ein starkes Rennen und er klassierte sich auf dem zweiten Rang. Für Schweizer Präsenz war also gesorgt in den Emiraten! Champagner gibt’s in Arabien leider nicht auf dem Post, ebenso keinen Blumentopf. So musste halt ein Podium Selfie mit Olympiasieger Alistair Brownlee ausreichen, während die Champagnerdusche für die folgenden Rennen aufgespart wird 😉 Als nächstes steht in zwei Wochen der Wettkampf in Abu Dhabi auf der Formel 1 Strecke an, bevor es mit der spezifischen Vorbereitung auf den Ironman Südafrika im April weitergeht. Vorerst freue ich mich aber wiederum auf den Schnee und zahlreiche Kilometer auf den Loipen.
Bis bald