Doppelerfolg in Abu Dhabi, inklusive einem überraschenden Sieg auf ungewohnter Distanz.

Bereits zum sechsten Mal in Folge bildete Tri Yas auf der F1 Strecke in Abu Dhabi meinen Saisoneinstand. Trotzdem ist es für mich jedes Mal wieder faszinierend und ein Privileg, dort einen Triathlon erleben zu können, wo normalerweise die F1 Boliden und High Society zu Gast sind. Der Event ist mit gut 3000 Teilnehmern mittlerweile einer der grössten Triathlon Anlässen in ganz Arabien, wo Triathlon unterdessen einen beachtlichen Stellenwert einnimmt.

Dieses Jahr wurde das Format für die Profis etwas umgestellt, wobei es nun mit dem Sprint Format klar die Kurzdistanz Athleten präferiert. Also 0.75km Swim, 20km Rad und 5km Laufen, dazu Windschattenfahren auf dem Rad erlaubt! Die Spannung für die Zuschauer sollte bei der 10 jährigen Jubiläumsausgabe bis ganz am Ende erhalten bleiben. Die Jahre davor war die Distanz doppelt so lange (Olympische Distanz) und Windschattenfahren verboten, was mir als Langdistanz Athlet trotz der immer noch relativ kurzen Wettkampfzeit von etwas weniger als 2h eher entgegenkommt.

Wie nicht unüblich im arabischen Raum wurde die überraschende Änderung relativ kurzfristig kommuniziert. Vielleicht besser so, denn hätte ich die Flüge nicht schon alle gebucht gehabt, wäre ich wohl nicht angereist. Für mich war die Ausgangslage in etwa so, wie wenn ich als Marathon Läufer nun plötzlich gegen 400m Läufer über die volle Bahnrunde antreten müsste.
Zumindest würde es ein gutes Training werden, kombiniert mit einigen längeren Radausfahrten in der Arabischen Wüste, ging mir im Vorfeld des Wettkampfes durch den Kopf. Zu verlieren hatte ich absolut nichts, aber trotzdem wollte ich mich so teuer als möglich verkaufen, meine Stärken und die Erfahrung ausspielen und mein wohl letztes Kurzdistanzrennen der Karriere auch etwas „geniessen“.
Im Sinne eines Zeitfahrrades, aber im Rahmen der Kurdistanz Regeln, habe ich mein Fahrrad ganz auf Aerodynamik optimiert. Wenn ich eine Chance haben wollte, dann musste die Differenz auf dem Rad erfolgen…

Das Schwimmen lief wie erwartet, die gut 30 Sekunden Rückstand zur Spitze damit ganz im Rahmen. Nun musste ich mich aber alleine nach vorne arbeiten, wo meine Konkurrenten in der Führungsarbeit zusammenarbeiten konnten. Nach knapp der Hälfte war der Anschluss doch noch geschafft. Nach der Attacke eines Konkurrenten versuchte ich die Chance zu nutzen, um gleich nochmals eine Schippe drauflegen zu können. Alle (inklusive mir) waren in diesem Moment bereits im tiefroten Bereich.
Ein Konkurrent heftete sich noch an mein Hinterrad und wir konnten uns vom Pulk etwas absetzten, bevor es auf die letzten 5km ging. Ohne gross zu überlegen sprintete ich einfach mal los, wohlwissend, dass ich diese Pace nie und nimmer würde durchhalten können. Aber der psychologische Trick zeigte seine Wirkung und mein Konkurrent orientierte sich schon bald eher nach hinten auf die nachkommenden Athleten. Meine Beine spürte ich schon lange nicht mehr, aber diese Rennsituation verlieh mir sprichwörtlich zusätzliche Luft, so dass ich bis zur Ziellinie durchhalten konnte. So hochintensiv gelitten hatte ich tatsächlich schon lange nicht mehr 
Ich mag mich nicht mehr erinnern, was mich zur verrücken Idee animierte, anschliessend dem Profi Sprint Rennen noch die offene, für jedermann zugängliche Olympische Distanz bestreiten zu wollen, zusammen mit mehreren Hunderten von Athleten. Es muss wohl daran liegen, dass meine gewöhnlichen Wettkämpfe normalerweise knapp 4-8h dauern. „Deformation professionelle“ würde man das wohl in der Geschäftswelt nennen 😉
Gut 30min später war ich wieder im Wasser bereit zum Start, nachdem ich zwischenzeitlich noch mein Rad auf das veränderte Format (doppelte Distanz, Windschattenfahren verboten) angepasst und währenddessen sämtliche auffindbare Sponser Sportnahrungsprodukte vertilgt hatte. Wie mit Coach Lubos geplant kontrollierte ich den Effort beim zweiten Einsatz, aber es reichte trotzdem noch zum zweiten Sieg. Auf eine offizielle Klassierung verzichtete ich dann allerdings im Sinne der nicht als Profis startberechtigten Athleten. Ausserdem: Eine weitere 9.5kg schwere Trophäe (welche irgend so ein Antriebsteil eines F1 Autos ist) hätte ich sowieso nie und nimmer mehr ins Flugzeug gebracht!
Fazit vom Rennwochenende: Nicht immer gewinnt der schnellste Athlet! Etwas Erfahrung und die richtige Renntaktik können sehr hilfreich sein 
Der Saisonstart ist ideal gelungen und diesen Schwung möchte ich gleich in die kommenden Trainingswochen mitnehmen. Dabei wird es noch die eine oder andere Überraschung geben, wovon ich euch dann ebenso wie der Wettkampfplanung aber zu gegebenem Zeitpunkt mehr erzählen werden.