Bereits nach 7 Stunden und 50 Minuten überquerte ich auf dem schnellen Kurs und bei idealen Bedingungen nach 3.8km Schwimmen, 180km Radfahren und 42.2km Laufen die Ziellinie. Im Vorfeld hätte ich eine solche Zeit wohl höchsterfreut angenommen. Trotzdem reichte es aber „nur“ zu Rang sieben in dem starken und ausgeglichenen Feld. Aber nicht deswegen war ich zunächst enttäuscht, sondern vielmehr deshalb, weil ich aufgrund kurioser Umstände um die Chance gebracht wurde, noch weiter vorne zu landen.


Der Auftakt beim Schwimmen klappte ganz nach Wunsch. Ich konnte mich ständig in den ersten vier Positionen aufhalten und kam als zweiter in die Wechselzone. Beim Radfahren ging es trotzt der 180 anstehenden Kilometer gleich hart zur Sache, da unter anderem der vermeintlich stärkste Triathlon-Radfahren am Start war und hier den Weltrekord beim Radsplit brechen wollte (was er mit einer Zeit von deutlich unter 4h bzw. einem Stundenmittel von gut 46kmh auch schaffte). Dahinter bestimmte ich mit dem belgischen Ex Hawaii Sieger Fredrik van Lierde das Tempo, als wir zusammen mit rund einem Dutzend weiteren Athleten ohne Signalisation in eine falsche Einfahrt einbogen, ohne dass es zunächst jemand realisierte. Während die Athleten weiter hinten von den Begleitfahrzeugen darauf aufmerksam gemacht wurden, liess man uns vorne über einen weiteren Kilometer auf dem Highway weiterfahren, bevor plötzlich wild pfeifend ein Motorrad vorfuhr. Ich drehte mich um und wähnte mich im falschen Film. Ausser dem Belgier war da plötzlich weit und breit niemand mehr zu sehen!

Gute drei Minuten Handicap auf unsere Konkurrenten wurde uns zweien so aufgebrummt, und wir mussten fast eine Stunde lang hart fahren, bis wir wieder zurück waren und führten dabei gleich noch zahlreiche starke Konkurrenten zurück, die bereits im Hintertreffen waren. Im Ironman, wo es vor allem darum geht, mit den Kräften haushälterisch und dosiert umzugehen, eine beträchtliche Hypothek! In der Folge versuchte ich, mich so gut wie möglich zu schonen und Körner für den abschliessenden Marathon sparen zu können. Mit einem Split von gut 2.45 über die 42.2km gelang mir dies auch, aber im Rennen der geringen Abstände hatten weitere Athleten wohl noch ein paar Körner mehr vorrätig…

Obwohl zunächst sehr enttäuscht, sehe ich mittlerweile die positiven Aspekte dieser Leistung und bin stolz auf diese. Natürlich hilft es dabei nicht, wenn man immer die höchsten Ansprüche an sich stellt und nur noch Siege oder zumindest Podestplätze als Ziel hat, auch bei den grössten Rennen… Nicht nur war ich insgesamt sehr schnell unterwegs (ich glaube die zweitschnellste Ironmanzeit eines Schweizers seit je), sondern habe auch trotz schwierigster mentaler Ausgangslage nicht aufgegeben und den Weg zurück ins Rennen gefunden. Bis fast zuletzt war ich noch in der Reichweite des Podiums, was wiederum ein sehr gutes Resultat gewesen wäre. Ich wüsste nicht, ob ich vor ein paar Jahren in derselben Situation noch hätte so hätte reagieren können.

Nun hoffe ich, damit meine Serie mit den speziellen Wettkampfumständen definitiv hinter mir gelassen zu haben und das nötige Wettkampfglück für den Rest der Saison, insbesondere bei den grossen Wettkämpfen, auf meine Seite zwingen zu können. Aufstehen und weiter geht die Reise. Wer zuletzt lacht, lacht bekanntlich am besten!