Das 2016 neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu und auch meine Wettkampfsaison ist mit dem Ironman Hawaii abgeschlossen. Zeit also für einen kurzen Rückblick auf vergangene Saison, bevor es mit neuen Zielen und Herausforderungen weitergeht.

Ziele & Voraussetzungen

Nach den letzten erfolgreichen Saisons und zahlreichen schönen Erfolgen wollte ich unbedingt auch an der Weltmeisterschaft und damit versammelter Weltspitze für ein top Resultat sorgen, nachdem es in der Vergangenheit noch nicht geklappt hatte. Dabei wurde ich auch nicht gerade vom Glück verfolgt (2013 Las Vegas: Salztablette im Regen aufgelöst; 2014 Kanada: krank; 2015 Österreich: Wespenstich), aber irgendwann muss sich doch das Blatt wenden! Mein primäres, hochgestecktes Ziel war ein Podestplatz sprich Blumentopf an der 70.3 WM in Australien, worauf ich auch meine Saison und das Training ausgerichtet hatte. Daneben wollte ich weiter konstante Ergebnisse im 70.3 und als „Beiprodukt“ erste Akzente im Ironman setzten – wohlwissend, dass dies nicht nur wegen der Distanz und dem typischen Training, sondern auch dem taktischen Verhalten wieder ein neuer Sport ist und damit auch andere Vorbereitung/Trainingsweise erfordert.

Saisonverlauf

Nicht zum ersten Mal startete ich mein Jahr mit einem Trainingslager in Thailand. Nicht nur die optimalen Trainingsbedingungen, sondern auch viele Freundschaften und prägende Erlebnisse machen Phuket für mich zu einem meiner liebsten Trainingsorte. Da verzichte ich sogar mal auf den berühmten Kaffee/Nussgipfel Halt, um stattdessen mit einer gekühlten Kokosnuss am Strassenrand Vorliebe zu nehmen, um nicht buchstäblich in der Gluthitze zu schmelzen. Gleichzeitig konnte ich meinen Aufenthalt auch mit einem ersten, erfolgreichen Wettkampftest in Bangkok kombinieren und dabei auf dem nach Hause Weg einige Tage später in AbuDhabi nachdoppeln. Auch dies ein sehr eindrückliches Erlebnis, den Wettkampf auf dem original F1 Circuit absolvieren zu können und dabei die optimale Linie (und Bremsspuren) von Hamilton und Co anzupeilen. Der Auftakt mit zwei Siegen war so mehr als geglückt und gab mir extra Motivation für die nun anstehenden langen Trainingseinheiten, um mich auf den Ironman in Südafrika im April vorzubereiten. Der 6. Rang am stark besetzten und gut dotierten Ironman Südafrika, gleichzeitig als Kontinentalmeisterschaft gewertet, war ein gutes Ergebnis. Dank diesen Wertungspunkten (welche irgendwo zwischen Rang 1 bis 2 bei einem gewöhnlichen Ironman liegen, wie etwa dem IM Zürich) und den letztjährigen 70.3 Resultaten konnte ich mich bereits frühzeitig die Hawaii Qualifikation sichern und mich fortan ganz auf meine 70.3 WM Ambitionen konzentrieren.

Nach einigen Erholungswochen gelang der Wiedereinstieg optimal. Zwei zweite Ränge in Österreich und am Heimrennen in Rapperswil und gar der Sieg in Italien und später am 5150 Zürich gaben das nötige Vertrauen und liessen mich gleichzeitig umso motivierter und „hungriger“, um im Hinblick auf das Saisonziel in Australien nochmals weiter zusetzten zu können. Die intensivsten Trainingstage und ein Wochenpensum von nahezu 40 Stunden absolvierte ich im Juli im Engadin mit vielen Pässefahrten und zahlreiche Tempoläufen entlang der Engadiner Seen. Nicht nur die einmalig Natur, sondern auch meine Freunde und glz. Trainingspartner waren dabei unerlässlich, um diese harte Vorbereitung erfolgreich durchzustehen zu können, um für den Saisonhöhepunkt bestmöglich gerüstet zu sein. Während ich normalerweise fast ausschliesslich mit Freude beim Training bin, gibt es in diesen Tagen auch immer wieder Momente, wo ich den Bettel lieber hinschmeissen würde, als mich noch durch eine vierte oder gar fünfte Tageseinheit zu quälen. Ein guter Spruch oder feiner Kaffeehalt (nein, die Pause und der Nussgipfel zerstört die lange Ausfahrt nicht!) kann hier allerdings manchmal Wunder wirken 😉 Der letzte Test an der 70.3 Europameisterschaft in Deutschland, knapp 3 Wochen vor der 70.3 WM, ging gründlich in die Hose. Nach eine Stunde war der Ofen aus, der Körper protestierte. Aufgrund der Umstände und in Retro-Perspektive natürlich nicht weiter verwunderlich, obwohl es in den letzten 2 Jahren bei praktisch selber Voraussetzung und Vorbelastung jeweils gut geklappt hat (dafür dann an der WM nicht mehr aufging). Aber der Körper ist bekanntlich keine Maschine und an diese Stelle half mir die jahrelange Erfahrung, um nicht zu fest ins Grübeln zu kommen. Mit der anschliessenden Erholung kamen auch der Biss und die Topform, so dass ich in Australien an der WM bis zum Schluss und ein paar Sekunden gar um den WM Titel fighten konnte und mein hohes Ziel eines Podestplatzes erfüllen konnte. Es blieben ab da noch fünf Wochen bis zum eigentlichen „Dessert“, dem Ironman Hawaii, und der spezifischen Vorbereitung dafür. Die erste Woche nach der WM diente vor allem die Regeneration, während in den letzten beiden Wochen und dem sogenannten „Tapering“ ebenfalls keine grossen Sprünge mehr möglich sind, um mit vollen Batterien in die Lavaschlacht zu ziehen. Man braucht hier wohl kein Triathlon Experte zu sein, um das Dilemma der Doppelbelastung 70.3 WM / Ironman Hawaii zu erkennen. Trotzdem: die Vorbereitungen liefen gut und ich freute ich auf meinen ersten Start auf Hawaii. Meine Vorahnung, dass hier noch weite Herausforderungen und Dilemmas auftauchen werden, wurde definitiv nicht enttäuscht 😉 Das Race verlief lange Zeit gut und vielversprechend, allerdings zeigte sich später, weshalb Hawaii so speziell ist und es in den meisten Fällen viel spezifische Erfahrung und Anläufe braucht, um erfolgreich zu sein. Dafür musste ich vor allem beim abschliessenden Laufmarathon den Preis bezahlen, aber ich biss mich durch, auch wenn ich dazu wohl etwas an Schönheit opfern musste, u.a. in Form von einigen neune grauen Haaren… 😉 Meine gehenden (sprich laufenden!) Kilometer erinnerten mich zwar eher an eine Wanderung am Wochenende als einen Wettkampf, nur aber schmerzen mir die Beine dann nicht so sehr, wenn ich so langsam unterwegs bin. Aber dies sei anscheinend Teil der Erfahrung, welcher hier fast jeder macht, auch wenn er schon mehrerer Male am Start war, wie mir gesagt wurde. Der 21. Rang und eine Endzeit von 8.38 gehen mit etwas Abstand so auch in Ordnung.

 

Fazit

Mit meiner Saison bin ich insgesamt sehr zufrieden. Eine Konstanz auf hohem Level und eine Topleistung am wichtigsten Tag, mitten in der Weltspitz. Meine Ziele im 70.3 habe ich damit klar erreicht. Es wird nicht einfach werden, mich in Zukunft resultatmässig noch weiter steigern zu können, aber ich werde alles daran setzten, vielleicht noch ein oder gar zwei Treppchen höher steigen zu können 😉
Bezüglich der Langdistanz/Ironman bin ich mir zur Zeit noch nicht im Klaren. Eine allfällige weitere Spezialisierung auf Ironman komprimiert offensichtlich mit der Mitteldistanz / 70.3 als auch dem weiterhin vorhanden Speed auf den kürzeren Distanzen. Vielleicht vergleichbar mit der Situation in der Leichtathlet, wenn ein 1500m/5000m Läufer ebenfalls erfolgreich Marathons bestreiten möchte – alles gleichzeitig auf dem höchsten Niveau ist nicht möglich. Momentan machen mir die zahlreicheren kürzeren Wettkämpfe und der kompetitive Spirit noch bedeuten mehr Spass als die allfällige Fokussierung auf zwei Langdistanzwettkämpfe im Jahr. Zudem habe ich mir dieses Jahr schon zwei Mal geschworen, diese Schnappsidee nicht so schnell zu wiederholen – wir werden sehen 😉 Vielleicht lässt sich die Sache ja auch anders angehen…

Vielen Dank nochmals für eure andauernde wertvolle Unterstützung, ohne welche die Verwirklichung dieser Ziele gar nicht erst möglich wäre!

Übersicht Resultate 2016