Etwas nervös war ich schon, zugegeben. Von der GPS Uhr fürs Pacing beim Laufen bis zur Salztablette und Gel beim Radfahren musste alles ideal vorbereitet und zur richtigen Zeit griffbereit sein. Bereits ein kleiner Fehler oder eine Unachtsamkeit im Wettkampf kann, trotz mehrmonatiger Vorbereitung, den Unterschied bedeuten zwischen Erfolg und brutalem Einbruch über die 3.8km Schwimmen, 180km Radfahren und 42km Laufen.
Ich war froh, als es bei Sonnenaufgang endlich losging. Das Meer war wellig und die Übersicht nur schwer zu behalten. Etwas unglücklich verlor ich den Kontakt zur Spitzengruppe, konnte dafür beim Schwimmen in der Verfolgergruppe Kräfte sparen. Auch das Rad liess ich wie geplant passiv angehen und wurde die ersten 40km ständig überholt – schon ein etwas ungewohntes Gefühl, wenn ich doch gewöhnlich bei den kürzeren Distanzen zu diesem Zeitpunkt schon mehrmals im roten Bereich war. Auf der zweiten Hälfte der windigen 180km Radschlaufe am Meer entlang ich konnte einen Gang höher schalten und verlor auch auf die vordersten Athleten nur noch minimal Zeit, obwohl ich rund 140km alleine unterwegs war und mich, ehrlich gesagt, gerne bei der einen oder anderen Gelegenheit in ein Stand Café gesetzt hätte 😉 An 12ter Position machte ich mich auf die finalen 42.2 km zu Fuss, während das Thermometer die 30 Grad Marke knackte – nun war also auch die mentale Komponente, der Kampf gegen sich selber, umso mehr gefragt. Mit einem starken 2.49h Marathon konnte ich mich noch bis zum 6. Rang nach vorne arbeiten und mich als drittbester Europäer so erfolgreich in diesem Weltklassefeld behaupten – mit zahlreichen Ironman Gewinnern sowie den stärksten Schweizer Langdistanzathleten.
Dank der hohen Dotierung dieses Ironman (6. Rang gibt etwa mehr Punkte als ein 2. Rang an einem normalen Ironman wie bspw. Zürich) zusammen mit meinen Punkten vom letzten Herbst über die halbe Distanz (Bahrain & WM) reicht mein Konto schon bereits jetzt aus für die erfolgreiche Qualifikation für den ominösen Ironman Hawaii kommenden Oktober.
Nach einigen Ferientagen geht es bald weiter mit den Vorbereitungen für die Hauptsaison, u.a. dem Heimrennen in Rapperswil im Juni sowie der EM & WM in Australien (September) über meine eigentliche „Königsdistanz“, dem Halbironman. Ich werde alles daran setzten, um nahtlos an die Erfolge von letzter Saison anhängen zu können. Als Rookie habe ich im kommenden Oktober auf der Vulkaninsel nichts zu verlieren und kann unbeschwert antreten – eine Situation, die ich nur zu gerne nutzen möchte…