Nach der sehr erfolgreichen letzten Saison gönnte ich mir im Dezember eine knapp vierwöchige Saisonpause, bevor ich im Januar wieder mit dem Aufbau begann. Wie in den letzten Jahren nutzte ich diese Grundlagenphase auch, um zahlreiche Kilometer auf den Loipen zu absolvieren. Eine willkommene und sehr effektive Abwechslung zum normalen Trainingsrhythmus, die zudem noch viel Spass bereitet!
Ursprünglich plante ich einen späteren Saisoneinstig, um mir Zeit für den Aufbau auf die Hauptsaison zu nehmen. Relativ kurzfristig wurde jedoch Rennen in Dubai angekündet, welches als eines von insgesamt drei Rennen in Arabien (Dubai im März, Oman im August und Bahrein im Dezember) zu der sog. „Triple Crown Serie“ gehört und direkt von den Scheichs finanziert wird, die grossen Gefallen am Triathlon gefunden haben. Natürlich haben sie auch das Preisgeld (für die ersten) entsprechend lukrativ gestaltet, so dass sich alles mit Rang und Namen für das Rennen eingeschrieben hat. Nach erstem Zögern entschied ich mich ebenfalls, diese Wüstenherausforderung im Februar anzunehmen, wohlwissend, dass sieben Wochen Aufbau nach der Saisonpause etwas knapp bemessen sind. Zusammen mit der jahrlangen Trainingserfahrung und -stunden würde es vielleicht den trotzdem reichen.
Als Vorbereitung diente ein zwei wöchiges Trainingslager auf Lanzarote mit der Nati, wo ich die ersten paar hundert Radkilometer sammeln konnte und von Tag zu Tag besser in Form kam. Die ersten Intervalltrainings liefen erfolgreich und waren denn auch wichtig für das Selbstvertrauen, wenn man sich nur so kurz vorbereiten kann.
Als Vorbereitung für die längere Distanz in Dubai (1.9/90/21km) sollte mir noch das Rennen die Woche davor in AbuDhabi über die olympische Distanz dienen, um wieder etwas Wettkampfluft schnuppern zu können und den Körper endgültig aus dem Winterschlaf zu wecken. Der Wettkampf fand vollständig auf dem Formel 1 Circuit Yas Marina statt und war daher nicht nur wegen dem Wüstensandstrum und den 38 Grad Lufttemperatur ein einmaliges Erlebnis! Es war dermassen trocken und heiss, dass zwei Minuten nach dem Verpflegungsposten beim Laufen die Zunge bereits wieder am Gaumen klebte! Auch diese Herausforderung konnte ich meistern und erzielte dank einer (doch etwas überraschend) starken Leistung in allen drei Disziplinen gleich meinen ersten Saisonsieg. Doch damit nicht genug der Erlebnisse: Als Pro Athleten wurden wir sogar noch zu Autorennerfahrungen auf dem F1 Circuit oder Ferrari World eingeladen, wo wir mit der Achterbahn in 4 Sekunden auf 240kmh beschleunigt wurden!
Die Wettkampfwoche in Dubai verging im Eiltempo und galt vor allem der Erholung und dem lockeren Trainieren in der Wüste, wo zahlreiche Radparcours gebaut wurden. Radfahren auf den Strassen ist bei den Fahrkünsten der Einheimischen definitiv nicht zu empfehlen und lebensgefährlich.
Der Wettkampftag in Dubai startete frühmorgens bei starken Winden und das ansonsten flache Wasser verwandelte sich ein unkontrolliertes Wellenbad. Auch sonst schien ich mit dem falschen Bein aufgestanden zu sein. Die Schwimmleistung (Schwimmen wie in der Waschmaschine!)stand in keinem Vergleich zur Vorwoche und beim Radfahren in die Wüste und retour (bei starkem Gegenwind) schien der Sand nicht nur überall auf dem Rad zu kleben, sondern auch gleich noch mein Getriebe verstopf zu haben! Muskulär war ich nach 60km am Limit und verlor auf den restlichen 30km noch einige Minuten, so dass der Laufpart, ohne Aussicht auf eine Top Klassierung, nur noch zu einem Trainingslauf verkam. Aber sogar beim dosierten Tempo musste ich beinahe mehr leiden, um über den abschliessenden Halbmarathon zu kommen, als das normalerweise bei der Wettkampfpace der Fall ist.
Da ich von Anfang an wusste, dass die Vorbereitung knapp ist, hielt sich die Enttäuschung in Grenzen. 2 Stunden Wettkampfdauer wie in der Vorwoche konnte ich dank dem starken Motor erfolgreich bewältigen, aber für die doppelte Distanz fehlte mir eindeutig noch die Kraftausdauer bzw. die vielen Basiskilometer auf dem Rad, die halt nicht einfach durch Kilometer auf dem Schnee kompensierte werden können. Spätestens im Dezember in Bahrein werde ich jedoch einen erneuten Anlauf machen, um für meinen Zoo neben dem Elefanten auch noch ein Kamel zu erobern!
Nun geht es weiter mit den eigentlichen Aufbauwochen für die kommende Saison, so dass ich dann hoffentlich gegen Ende April erfolgreich ins Wettkampfgeschehen werde eingreifen können. Erster Schwerpunkt der Saison wird im Mai die Europameisterschaft in Rimini sein, wo es wie am Heimrennen in Rapperswil (erstes Juni Wochenende) über die Mitteldistanz (bzw. Halbironman/70.3, nämlich 1.9/90/21km) um die Wurst gehen wird. Und Würste werden ja bekanntlich auch erst in der warmen Jahreszeit gegessen 😉
Viele Grüsse, euer Ruedi