Am Heimrennen in Zürich konnte ich mich nach einer starken Leistung auf dem zweiten Rang klassieren und als bester Europäer den Europameistertitel im 5150 Format erringen (olympische Distanz aber ohne Windschattenfahren).

Normalerweise brauche ich bei meinem Heimrennen keine 20 Minuten, bis ich im Wettkampfgelände bin. Dieses Mal jedoch begann der Tag in aller Frühe in Davos, wo ich zur Zeit im Höhentrainingslager weile. Morgens um sechs Uhr, bei Regen und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt ging es los Richtung Flachland. Glücklicherweise besserte sich das Wetter zunehmend und der Dauerregen setzte erst beim abschliessenden Laufenpart ein – was für ein Unterschied zum Vorjahr, wo wir mit hochsommerlichen 35 Grad zu kämpfen hatten!

Der Auftakt gelang mir nach Wunsch und ich konnte mit der Spitzengruppe zusammen mit rund 10 weiteren Athleten aus dem Wasser steigen. Das anfängliche Taktieren auf dem Rad endete spätestens beim ersten (von insgesamt dreimaligen) Passieren des „heart break hill“ ob Kilchberg, wo die Post so richtig abging! Ich musste fest auf die Zähne beissen und in der Abfahrt, die ich von unzähligen Trainingseinheiten zur Genüge kenne, einige Sekunden Rückstand zufahren. Leider war mir (wie auch zahlreichen weiteren Athleten um mich herum, bei diesen jedoch ohne Konsequenzen) nicht bewusst, dass wir auch auf den untersten flächeren Passagen der Abfahrt den Aerolenker nicht benutzten durften und wurde augenblicklich mit der gelben Karte bestraft. Im Gegensatz zu den Fussballern, denen, so scheint es, im Spiel eine erzwungene Pause meist nicht ganz ungelegen kommt, war ich ob der verordneten 30 sekündigen Zeitstrafe nicht gerade erfreut.

In der sog. „Penaltybox“ musste ich zu Beginn des abschliessenden Laufabschnittes die Zeitstrafe absitzen und machte mich anschliessend mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch alleine auf die Verfolgung der entwischten Konkurrenten. Es schien, dass diese Art von Frustbewältigung auch ihre positiven Seiten hatte – der Kampfgeist war umso mehr erwacht und die Leidensfähigkeit ausgeprägter den je! Mir gelang es, immer näher zur Spitze vorlaufen zu können und im Finish der 10 Kilometer bis auf den brasilianischen Sieger sämtliche weitere Konkurrenten ein und zu überholen. Überglücklich konnte ich mich im Zieleinlauf als neuen Europameister feiern lassen!

Die Saisonbilanz ist bereits besser, als ich sie mir je erhofft hätte! Sämtliche neun Saisonwettkämpfe konnte ich auf dem Podest beenden und so auch bezüglich Konstanz einen einmaligen Richtwert setzten. Nach zwei weiteren Trainingswochen hier in Davos steht als nächstes die Europameisterschaft über die längere (Halbironman) Distanz am 10. August in Wiesbaden an. Mal schauen, wie lange ich meine Serie noch weiter ausdehnen kann.